Von einem Traum zum anderen
1981
Verlag Beltz & Gelberg (Weinheim Basel)
Nicht mehr lieferbar

Übersetzungen:
Dänisch

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Zusammenfassung:

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Ich versuche mich jetzt oft zu erinnern, wie alles angefangen hat. War wohl irgendwann im Herbst - Oktober, November oder so. Es hat auch nie richtig angefangen. Es war einfach so, dass sie immer wieder gekommen ist, jede Woche, immer am Montag. Sie kam rein, nahm den Spiegel aus dem Regal, legte das Geld hin und ging wieder, Woche für Woche...

... so beginnt die Erzählung “Von einem Traum zum anderen”, und das ist die Story:

Eigentlich hat Jürgen die Maria gar nicht gekannt. Maria, die hätte es werden können, vielleicht, aber Maria bringt sich um, und Jürgen schmeißt seinen Job und macht sich auf die Suche nach Maria. Bei ihren Eltern, ihren Freunden. Über Maria erfährt er wenig, aber dafür eine Menge über andere Leute. Immer wieder bleibt er irgendwo, um doch wieder zu gehen. Er steht an der Autobahneinfahrt und hält den Daumen hoch. Jobbt auf dem Bau und im Uhrengeschäft. Will ganz plötzlich und unbedingt nach Sizilien, um das Meer zu sehen. Jürgen weiß einfach nicht, was er will.

Eine starke und wilde, aber auch einfühlsame Erzählung für Jugendliche, die auf der Suche nach sich selbst sind.

Auch in Dänisch erschienen:

Drömmen om Maria
Verlag Gyldendal

CoverTraumDaenisch

Pressestimmen:

Münchner Merkur, 7.10.1982: ...eine Comic-Figur?.Man denkt ihn (Jürgen, den Titelheld) ... [Längere Zitate aus Buchkritiken sind laut neuestem richterlichen Urteil nicht mehr gestattet. Daher mussten sie auch an dieser Stelle leider entfernt werden] ...

FAZ, 6.11.1982: ...der Titel zeigt, auf seine Art und Weise, die Möglichkeiten dieser Literatur für Jugendliche...

Der Tagesspiegel, 16.1.1982: ...Reinhold Zieglers Erstlingswerk ist im schnoddrigen Umgangston geschrieben. ... [Längere Zitate aus Buchkritiken sind laut neuestem richterlichen Urteil nicht mehr gestattet. Daher mussten sie auch an dieser Stelle leider entfernt werden] ...

 

Leseprobe:

Es war schon zwölf, als ich in den Bus bin, der zur B5 rausfährt. Richtung Berlin. Ich hab 'ne gute Stelle gefunden, bevor's vierspurig wird. Am Anfang, wie ich da saß, auf der Leitplanke, mein Schild Berlin in der Hand, hatte ich wieder dieses Gefühl, was ich immer hab, diese Mischung aus Freiheit und nicht wegkommen, aus Einsamkeit und G1ück. Nach zwei Stunden hatte ich nur noch Angst. Angst, dass Sylvi kommt und mich überreden will zu bleiben.
Es dauerte ewig. Um halb vier war ich schon fast so weit, dass ich mit dem Bus wieder zurück fahr, da hielt ein blauer R4. Ein Pärchen drin, etwas älter als ich, so Anfang, Mitte zwanzig. »Wir fahren nach Berlin, direkt.« Es ist sieben Minuten nach halb vier. Die beiden sind sehr schweigsam. Wahrscheinlich schon lange zusammen. Nach 'ner Weile frag ich sie, ob sie meine Uhr wollen, ich bräuchte sie nicht mehr. Sie schütteln die Köpfe, brauchen keine Uhr, haben selber welche. Ich zieh sie mir vom Arm und schmeiß sie aus dem Fenster. Hat eh nur siebenundzwanzig Mark gekostet, für mich, Verkäufer in Lüdis Tick-Tack-Laden.
Irgendwann wecken mich die Leute, weil sie meinen Paß brauchen. Grenzübergang und weiter, endlose Fahrt durch die DDR. Ich versuch mich mit den Leuten zu unterhalten, aber es ist ziemlich hoffnungslos. Sie sind auch nicht aus Berlin, fahren nur zu Freunden. Schade, ich hab noch nichts für die Nacht. Es beginnt gerade dämmrig zu werden, als wir ankommen. Ich hab mich entschlossen, zunächst mal zu 'nem Typ zu gehen, der früher mal mein, sagen wir mal, Freund war. Wir sind zusammen in die Schule gegangen. Er war zwei Klassen höher, hat's länger ausgehalten wie ich. Er studiert hier, na, mal sehn. Ich kram in meinem Rucksack, finde das Büchlein mit den Telefonnummern. Soll ich Sylvi anrufen? Ich glaub, ich trau mich noch nicht. Von dem Typ hab ich nur die Nummer. Klaus Föhner hieß er. Heißt er wohl noch immer. Ich ruf an. Ein Mädchen geht dran, meldet sich mit Föhner. Aha. »Jürgen«, sag ich, »bin ein alter Freund von Klaus.« Sie sagt: »Moment mal.« Es dauert 'ne Weile, bis er dran ist. Mir ist nicht wohl bei der Sache, bloß zum Übernachten. Er fragt gleich, wo ich bin, ich soll doch kommen. Genaue Adresse, U-Bahnstation, alles klaro. Vielleicht ist er doch der Alte. Wie die U-Bahn in meine Station fährt, steht vor mir an der Tür ein älterer Mann, die Hand an der Türklinke. Der Zug rollt aus, die Tür kommt genau vor einer Gruppe ausgeflippter Leutchen zum Stehen. Der Mann nimmt die Hand vom Griff, die Tür bleibt zu. Ich denk erst, es ist was kaputt, lang an ihm vorbei, frag ihn: »Was ist denn los?« Die Tür geht ganz normal auf. Der Mann schaut mich an, von oben bis unten, schaut die Gruppe an. »Ich mach doch für solche wie euch nicht den Türöffner.« Ich verkneif mir, ihm eine aufs Maul zu schlagen, sag nur »dumme Sau«, und mein's auch so...
 

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